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Journal 2012

13.12.2012
Vorbeiflug der chinesischen Sonde Chang’e-2 am Asteroiden Toutatis

Toutatis von Chang’e-2

Die chinesische Mondsonde wurde nach Beendigung der erfolgreich absolvierten Primärmission auf eine Bahn gelenkt, die früh den Verdacht erweckte, dass ein Rendezvous mit dem Asteroiden Toutatis beabsichtigt sein könnte. Andere Länder, andere Pressepolitik. Entgegen einiger Unkenrufe und dem mangelnden Zutrauen an die chinesischen Techniker wurde die ungeplante Missionserweiterung ein voller Erfolg. Schon die ersten verfügbaren Pressebilder zeigen detailreiche Nahaufnahmen, und bessere sind noch zu erwarten. Mit China ist nun ein weiteres Land zum elitären Club der Länder hinzugestossen, die in der Lage sind, interplanetare Missionen durchzuführen.
Länge des Asteroiden nach Radarmessungen: 4,6 km.

 

13.12.2012
Ausstellung "Camille Corot. Natur und Traum" in Karlsruhe.

Camille Corot

Der Flyer spricht von einem "überraschend aktuellen Werk" - unser beider Eindruck war ganz anders: Corots Frühwerk während seiner Studien- und Wanderjahre (Frankreich, Italien) wirkt durchaus noch frisch und ansehbar. Fast alles, was danach kommt, wirkt angestaubt, kitschig, ist Kunst für Neureiche. Eine Ausnahme ist die hübsche nackte Dame, die allerdings auch nicht ohne antiken Firlefanz bestehen kann (oder von Corot gemalt werden kann).

 

11.12.2012
"Soldaten" (Arbeitstitel), aktueller Stand

Soldaten

Das Postenhäuschen heute farbig gemacht, um einen kleinen Kontrast zur sonst eher tristen Stimmung des Bildes zu erzeugen. Auch war es nötig, es (scheinbar) auf einen kleinen Hügel zu plazieren. Das Bild wird noch einige Abende brauchen, also erst 2013 fertig werden.

 

06.12.2012
Region Rhein/Neckar/Main bei Nacht

Ich habe nach vielen Jahren wieder begonnen, visuell Sterne zu beobachten - auch mein visuelles Veränderlichenprogramm wächst weiter. So liegt es nahe, für manche Beobachtungen ins Umland zu fahren, um einen dunklen Nachthimmel zu haben. Bisher war meine beste Karte der Nachthimmelhelligkeit in meiner Region die folgende:

Region bei Nacht

Auf dieser Karte war immerhin zu sehen, dass der nahe Odenwald in nordöstlicher Richtung vergleichsweise sehr gute Beobachtungsbedingungen bieten sollte. Ich hatte auch schon einige Kandidaten bei Eiterbach in der Vorauswahl.
Heute fand ich aktuelle und sehr detailreiche Nachtaufnahmen des Satelliten Suomi NPP VIIRS, die in voller Auflösung heruntergeladen werden können - jede Region ist dann 13500x13500 pixel groß. Aus der Region Europa und Vorderasien habe ich mir die hiesige Region genauer angesehen:

Region bei Nacht

Das Ergebnis ist das gleiche: Der nahe Odenwald ist von Heidelberg aus eine gute Möglichkeit, einen dunklen Nachthimmel zu erleben. Die ausgezeichnete Auflösung ermöglicht die Identifikation auch kleinerer Ortschaften. Und: Es gibt dunklere Orte als Eiterbach: Südlich von Finkenbach scheint es noch besser zu sein. Hier diese Gegend im Detail:

Region bei Nacht

 

19.11.2012
Meeresspiegelanstieg

Meeresspiegelanstieg

Image credit: NASA/JPL-Caltech/CNES
Da ich gerade (u.a.) ein Geologie-Buch (Jan Zalasiewicz "The Earth After Us") lese, welches sich auch lang über die stark wechselnde Höhe des Meeresspiegels in geologischen Zeiträumen auslässt, ist es passend, diese aktuelle Messung zu finden: Auf den Millimeter genau kann man heute den jährlichen Meeresspiegelanstieg messen. 3,2 mm sind es pro Jahr, gegenwärtig. Klingt nicht viel - aber in 100 Jahren sind das 32 cm - Städte wie Venedig spüren das. In 1000 Jahren sind das über 3 Meter - das kitzelt nicht nur Städte, das verheert ganze Länder.

 

Illustrierte Klassiker - "Sea Wolf" von Jack London

(03.06.2012) Als Kind habe ich sehr viele Comics gelesen, hauptsächlich Walt-Disney-Hefte (Micky Maus) und die berühmten Wäscher-"Heftchen" (Sigurd, Falk, Nick, Tibor, ...). Die Illustrierten Klassiker waren eher selten im damals regen Tauschhandel zu bekommen - neu gekauft wurde nämlich nur selten.

Gegenwärtig lese ich immer mal wieder Bücher und Comics, die mir als Kind oder als Jugendlicher gefallen haben - das sind halt so die Interessen, wenn man älter wird.

Jack London, Sea-Wolf

Jack Londons Seewolf habe ich natürlich in der Buchform gelesen, Anfang der siebziger Jahre selbstverständlich auch die vierteilige Fernsehserie mit Raimund Harmstorf gesehen, als Comic kenne ich den Seewolf nicht. Trotzdem habe ich mir heute die englische Version der Illustrierten Klassiker vom Seewolf vorgenommen.

Rein grafisch sind die Zeichnungen unterer Durchschnitt würde ich sagen - das hat damals aber kein Kind gestört, wichtig war die spannende Handlung. Die wiederum kann man schon finden. Der philosophische Gehalt des Seewolfs dagegen (auch das kein Thema für Kinder) fehlt natürlich weitgehend. Wolf Larsen (der Seewolf) in den Zeichnungen entspricht nicht dem Bild des Seewolfs, welches der eine oder andere noch mit Raimund Harmstorf verbindet (also ein ansehnlicher, maskuliner Typ). Der Zeichner gestaltet ihn als normalen Seemann mit Schnauzer, und eher primitiv.

Jack London, Sea-Wolf

Ich kann nicht sagen, dass ich es bereut habe, den Comic gelesen zu haben - spannend geschildert war die Geschichte trotz aller zeichnerischen Mängel.

10.02.2012
Schauspiel "Kunst" von Yasmina Reza im Theaterkino Heidelberg. Das 1994 uraufgeführte Stück "Kunst" der Französin Yasmina Levy ist nicht ohne Grund ein Welterfolg geworden. Das Stück um eine Männerfreundschaft, die wegen einem weißen Bild auf die Probe gestellt wird, ist so humorvoll wie eigentlich auch ernst. Man lacht Tränen, erkennt aber viele Verhaltensweisen der einzelnen Protagonisten wieder und kann darüber nachdenken - muss aber nicht...
Ein gelungener Theaterabend und ein gelungener Einstand der drei neuen Schauspieler im Heidelberger Ensemble (Stefan Reck, Olaf Weißenberg und Steffen Gangloff), und auch der Regisseur Thomas Goritzki hat sich damit dem Heidelberger Publikum empfohlen.

 

04.02.2012
Komet Garradd (C/2009 P1) begegnet M 92. Die enge Begegnung vom Kometen Garrad und dem Kugelsternhaufen M 92 stand schon seit dem letzten Herbst auf meinem Beobachungsprogramm. Heute morgen war es zwar kalt (-8,6 C), aber beim ersten Weckerklingeln stand ich sofort auf und machte mich an eine Aufnahmeserie. 22 Aufnahmen à 5 Sekunden mit dem Objektiv 1,4/50 ergaben eine genügend belichtete Summenaufnahme, auf der der Komet leicht sichtbar war. Zugleich bekam ich endlich mal wieder zwei weitere Objekte für mein
Messier-Projekt, nämlich M 13 und M 92.

Komet Garradd am 4.2.2012
Komet Garradd (C/2009 P1) und der Kugelsternhaufen M 92
Aufnahmedaten: 04.02.2012, 5h12UT, 22x5 Sekunden mit 1,4/50, EOS450D
Gesichtsfeld: 1 Pixel entspricht 20,64", Norden ist oben.

 

27.01.2012
"Gadjo Dilo" - Film von Tony Gatlif. Tony Gatlif scheint zur Zeit mein Lieblings-Regisseur zu sein: An seinen Filmen kann ich mich nicht satt sehen. "Gadjo Dilo" (=Verrückter Fremder) handelt von Stephane, einem jungen Franzosen (genauer: Pariser), der zu Fuß und per Anhalter mit wenig Gepäck durch Rumänien reist, um eine Zigeunersängerin zu finden, deren Lieder sein Vater kurz vor seinem Tod ständig gehört hat. Er lernt einen alten Zigeuner kennen, und im Zigeunerdorf, wo er nur kurz bleiben will, aber letztlich Monate verbringt, auch eine wunderschöne junge Frau, die schon einiges erlebt hat. Wie Stephane die anfängliche Ablehnung durch die Zigeuner überwinden kann und immer mehr Gewohnheiten (Wodka trinken, rauchen, spucken, anderes Zeitgefühl) annimmt, das ist schon sehr schön beschrieben. Die Ablehnung der Zigeuner durch die "normalen" Rumänen, die pogromartige Stimmung, die blitzartig aufkommen kann, die Unmöglichkeit für Zigeuner, sich ärztlich in einem Krankenhaus behandeln zu lassen, alle diese kleinen und großen Details lassen keine "Zigeuner-Romantik" aufkommen. Die Zigeuner werden zwar liebevoll, aber durchaus auch kritisch gezeichnet. Wunderbar die Kleidung und der Schmuck der Frauen - ich mag das einfach.

Gadjo Dilo

Kurz sieht man, dass - wie in Gatlifs Film "Swing" - eine Zigeunerin einem Aussenseiter über die Geschichte und soziale Lage der Zigeuner berichtet - Sabina diktiert Stephane geradezu die politischen Zusammenhänge in die Feder.
Warum Stephane sich auf die Reise gemacht hat, was ihm sein Vater denn eigentlich bedeutet hat (ausser, dass er eine Art Nomade war, der in Syrien starb), was er sich vom Treffen mit der ominösen Sängerin Nora Luca verspricht, warum er monatelang von Frankreich wegbleiben kann - darüber muss man sich selber Gedanken machen.
Sehenswert sind die Interviews auf der DVD: Rona Hafner ist im wirklichen Leben fast so lebendig wie im Film, und manche Sätze von Tony Gatlif (zum Beispiel über die Wahnsinns-Aggression, die in den osteuropäischen Ländern in der Luft liegt) bleiben haften. Eher amüsant die Anmerkung, dass der Film entgegen aller Usancen in der korrekten Chronologie gedreht werden musste, weil es Izidor (der alte Zigeuner, der sich selbst spielt), sonst nicht verstanden hätte.
Zuguterletzt: Die Musik ist super!

Eine schöne Filmkritik hat Jennifer Reker geschrieben. Eine tiefschürfendere Analyse gibt es von Louis Proyect, einem Programmierer und bekennenden Marxisten an einer amerikanischen Universität, der unglaublich viel schreibt...

Gadjo Dilo, Zigeunerinnen
Zigeunerinnen machen sich über Stephane lustig. Links vorne Sabina.

Gadjo Dilo, Sabina und Stephane
Sabina und Stephane auf einer typischen Landstraße.

Gadjo Dilo, Sabina
Sabina beim Tanzen.

 

26.01.2012
Vladimir Nabokov, "Lolita". Obwohl ich seit nun 16 Jahren die dem Autor Vladimir Nabokov gewidmete Nummer 6/1996 der Zeitschrift für Kultur "du" habe (und auch gelesen habe), hielt sich der Wunsch, Nabokov zu lesen, doch sehr im Hintergrund. Nun habe ich mich überreden lassen, "Lolita" zu lesen. Es hat sich insofern gelohnt, als sich meine von Grund auf falschen Vorstellungen vom Inhalt geändert haben, allerdings würde ich das Buch auch jetzt noch nicht für eines der Hauptwerke des zwanzigsten Jahrhunderts halten (auch wenn es - vom Titel her - eines der bekanntesten Werke ist).

Lolita

Ich stellte mir Lolita immer als frühreife verführerische kleine Göre vor, und dieses Thema fand ich etwas zu langweilig. Tatsächlich aber handelt es sich (für mich) zur Hauptsache um das Psychogramm eines schwer gestörten Mannes, der offenbar mehr oder wenig erfolgreich über Literatur schreibt und doziert, aber ansonsten nur aus einer einzigen Leidenschaft besteht: Der zu "Nymphchen". Mit unglaublicher Gefühlslosigkeit beschreibt er andere Menschen, plant den Mord an der Mutter von Lolita (und nach dem tödlichen Verkehrsunfall der Mutter empfindet er nur Befriedigung). Unglaublich abweisend ist er zu anderen Kontakten, seine Schilderung seiner ersten Ehe, seine Beschreibungen von erwachsenen Frauen triefen vor Ekel. Lolita mag eine Art Spiel versucht haben, ist aber dann nur noch ein eingesperrtes und überwachtes Objekt der Begierde, das von "Humbert Humbert" dreimal am Tag bestiegen wird. Dass sie es am Ende trotz allem materiellen Elend ablehnt, nach ihrer Flucht wieder zu Humbert Humbert zurückzukommen, spricht Bände. Reichlich unwahrscheinlich finde ich das Verhalten und die geschickte Flucht von Lolita angesichts ihres Alters von anfangs 12, am Ende 14 Jahren.

Auffallend ist die recht genaue Chronologie des Romans:
Humbert Humbert ist 1910 geboren und 1947, als er Lolita kennenlernt, 37 Jahre alt - also eigentlich noch jung...
Lolita ist am 1.1.1935 geboren und zu Beginn der Bekanntschaft mit Humbert Humbert 12,5 Jahre alt.
Am 6.8.1947 kommt seine Frau (Lolitas Mutter) bei einem Verkehrsunfall um.
Am 14.8.1947 holt er Lolita aus dem Feriencamp ab und die erste lange Fahrt durch Amerika beginnt.
Im August 1948 lassen sie sich in Beardsley nieder, wo Lolita weiter zur Schule geht. Lolita ist jetzt 13.
Am 29.5.1949 beginnt die zweite Amerikatour - Lolita hat vorher heimlich ihre Flucht geplant. Sie ist jetzt 14 Jahre alt.
Am 5.7.1949 gelingt Lolita mit Unterstützung von Quilty die Flucht. Lolita ist jetzt 14 Jahre alt. Vergebliche Suche durch Humbert Humbert.
Am 22.9.1952 bekommt Humbert Humbert einen Brief der siebzehnjährigen Lolita, in der sie schreibt, dass sie verheiratet und schwanger ist und um Geld bittet. Sie verrät im und mit dem Brief ihren Aufenthaltsort. Humbert Humbert fährt hin, wird aber abgewiesen.
Am 25.9.1952 sucht Humbert Humbert den "Fluchthelfer" Quilty auf und ermordet ihn.
Im Gefängnis (noch vor der Verhandlung) schreibt Humbert Humbert seinen Bericht "Lolita".
Am 16.11.1952 stirbt Humbert Humbert an Koronarthrombose (gerade einmal 42 Jahre alt).
Am 25.12.1952 stirbt Lolita, im Kindbett nach einer Totgeburt, eine Woche vor ihrem 18.Geburtstag.
Nun ja...

Dieter E. Zimmer, Herausgeber der Nabokov-Werkausgabe bei Rowohlt, hat eine sehr umfangreiche Webseite zu "Lolita", darunter auch eine ausführliche Chronologie des Romangeschehens.
Wer's braucht findet dort auch die Recherche der Reiserouten mit vielen Bildern.

Die englische Wikipedia ist ungleich umfangreicher beim Eintrag zu "Lolita" und ein "must read" für Interessierte.

 

25.01.2012
Kleinplanet (433) Eros in Erdnähe. Der 1898 an der Berliner Urania-Sternwarte entdeckte Kleinplanet (433) Eros ist aus zwei Gründen historisch bedeutsam:

Eros und NEAR
Die Raumsonde NEAR und ihr Landeplatz auf Eros (NASA/JHUAPL).
Weitere Infos auf der NEAR-Homepage.

Beobachtung von Eros:
Zwei Aufnahmeserien aus jeweils 10 Aufnahmen à 5 Sekunden Belichtungszeit im Abstand von 19 Minuten zeigen schon deutlich die Bewegung des Asteroiden bei seiner diesjährigen günstigen Annäherung an die Erde. Wie üblich habe ich dafür die Canon EOS 450D mit einem 1,4/50-Objektiv verwendet. Leider war das Objektiv für die erste Serie nicht optimal scharf gestellt. Die schnelle Bewegung von Eros bringt ihn in den nächsten Wochen in südliche Deklinationen, damit werden die Beobachtungsbedingungen entsprechend ungünstiger.

Eros Animation 25.1.2012
Kleinplanet (433) Eros am 25.1.2012, 22h40 UT und 22h59 UT
Norden ist oben. 1 pixel entspricht 20,64" (Maßstab 1:1).

 

16.01.2012
Film "Ziemlich beste Freunde", Regie Eric Toledano und Olivier Nakache. Hübsche Komödie, ein Gag folgt dem andern. Voller Kinosaal, glückliche Gesichter. Welche Frau mag nicht diesen Lebenskünstler, welcher zartbesaitete Student wäre nicht manchmal gerne so wie Driss, der alles kann, sich überall zurechtfindet, Arbeitsamtangestellte um die Finger wickelt, Falschparker vor der Ausfahrt so angeht, wie es ein MANN macht usw usf. Man lacht Tränen, aber irgendwie ist es das auch. Bei allen Unterschieden hat mich der Film an "Speed" erinnert, bei dem es für den Zuschauer auch keinen ruhigen Moment gab und man ganz im Geschehen aufging.

 

15.01.2012
Film "Der atmende Gott. Reise zum Ursprung des modernen Yoga". Ein schöner und ruhiger Film, der zum Glück nicht mystifizierend die Werbetrommel für Yoga rührt, sondern bestrebt ist, den Ursprüngen des modernen Yoga nachzuforschen. Fünf Jahre lang hat Jan Schmidt-Garre an dem Film gearbeitet, 13 Reisen nach Indien waren nötig, aber es gelang Schmidt-Garre, zwei der wichtigsten Schüler vom Begründer des modernen Yoga, von Tirumala Krishnamacharya, in langen Gesprächen und bei ihrem Unterricht vorzustellen.

Der tanzende Gott

Tirumala Krishnamacharya (1888 bis 1989) war ein sehr strenger Vater und ein sehr strenger Lehrer. Seine Ohrfeigen waren berühmt und berüchtigt. Die Kinder wuchsen letztlich auf wie die Kinder irgendeiner beliebigen Akrobatenfamilie, bei der die körperlichen Fähigkeiten dem Lebensunterhalt dienen. Der Maharadscha, bei dem Krishnamacharya dann unterkam, sah in den Körpertechniken durchaus hellsichtig ein Mittel, seine Armee fitter zu machen. Es gibt natürlich(...!) einen Überbau und den obligaten Verweis auf heilige alte Schriften.
Es ist manchmal schwer, bei diesem Thema das gut gemeinte vom schlecht gelebten zu trennen. Die beiden Hauptschüler von Krishnamacharya wirken schon sehr verschieden: Der kauzige aber irgendwie symphathische(re) Iyengar ist kaum zu vergleichen mit dem goldbehängten Pattabhi Jois, der mit seinem Goldschmuck an der Cote d`Azur jedem reichen Ausbeuter das Wasser reichen könnte.

Leider kann man Filme dieser Art nicht mehr ganz unvoreingenommen sehen, wenn man Vertreter des Geschäftsmodells "indische Mystik für reiche Europäer und Amerikaner" vor Augen hat wie den guten Maharishi Mahesh Yogi, der die Beatles um die Finger wickelte und zu einem der reichsten religiösen Führer wurde, und dem unvergessenen Bhagwan Shree Rajneesh, der das Geschäftsmodell perfektionierte (Geld und dicke Autos allein tun's nicht, viele schöne Frauen müssen dabei sein).

Iyengar und Pattabhi Jois
Die beiden Hauptschüler: B.K.S. Iyengar und Pattabhi Jois

 

10.01.2012
"Ekstase" - sechster Maltermin am neuen Ölbild. Jetzt halte ich das Bild für fertig.

Ekstase
"Ekstase", 2012, Öl auf Hartfaser, 80cm x 60cm.

 

07.01.2012
Georges I. Gurdjieff und Thomas de Hartmann - Seekers of the Truth (Complete Piano Music, Vol I., Cecil Lytle am Piano). Nachdem ich diese CD nun mehrfach durchgehört habe, geht der Daumen eindeutig nach unten. Mag sein, dass aus dem Material von Gurdjieff/de Hartmann nicht viel zu machen ist, aber etwas mehr geht doch, das hat Herbert Henck mit seiner Einspielung von 1981 bewiesen. Cecil Lytle agiert gleichermaßen langweilig wie schwülstig am Flügel, das betont einen Aspekt der Kompositionen, der ganz klar auch vorhanden ist: Herbert Henck andererseits macht aus dem Material etwas, was man immer wieder gerne anhören mag, jedenfalls in gewissen Abständen. Cecil Lytle bietet Gurdjieff/de Hartmann zum Abgewöhnen, Henck bietet Gurdjieff/de Hartmann zum Gernhören. Vergleiche auch meinen Eintrag zum 4.1.2011.

gurdjieff, de hartmann, lytle
CD "Seekers of the Truth"

 

Silvestre Amadeo Flores (1932-2011). Vor einigen Wochen, am 17.12.2011, starb Silvestre Amadeo Flores, ein begnadeter Tejano-Musiker und Akkordeonist. Er führte einen Akkordeon-Reparatur-Laden und hatte einen Ruf als exzellenter Akkordeonstimmer. Mehrere Beispiele seiner in die Beine gehenden Musik sind in zwei hörenswerten Youtube-Videos zusammengestellt. Das erste bringt ein Medley von Amadeo Flores Y Su Conjunto Ideal, das zweite die Titel "Skokie" und "Una Miradita" von der gleichen Gruppe, beide Aufnahmen sind aus den fünfziger Jahren. Das Foto zeigt (von links nach rechts) Amadeo Flores, Joe Vlillareal, Joe Garcia und Rodolfo Leal.

Amadeo Flores
Amadeo Flores, Joe Vlillareal, Joe Garcia und Rodolfo Leal

 

06.01.2012
Turngala 2012. SAP-Arena. Mit Turnen konnte ich noch nie viel anfangen, aber der Abend bot eine Mischung aus Turnen, Akrobatik und Show-Einlagen und war dadurch doch kurzweilig. Das Motto "Leidenschaft pur" war völlig daneben: Turnen und Akrobatik hat mit harter Arbeit und vielen Proben zu tun, am Ende soll es locker und leicht aussehen. Aber "Leidenschaft", "Emotion"...?
Immer wieder ist es schön zu sehen, wie anders Jugendliche und Kinder sich bewegen können, wenn sie Sport machen. Was wird den armen Kindern nur angetan, die nicht darin gefördert und ermuntert werden, irgendeinen Sport zu machen!
Richtig gut war auch Christoph Engels als Komiker mit roten Haaren, der das Publikum in mehreren Einlagen ordentlich im Griff hatte und eine immer wieder willkommene Abwechslung zum leider etwas drögen Moderator Michael Branik war.
Wir hatten sog. "VIP-Karten" (ich hasse dieses Marketing-Wort), hatten also einige Vorteile, u.a. ein sehr gutes Buffet und Getränke inclusive. Auch die Sitzplätze waren in Ordnung: Etwas weit weg vom Geschehen, aber gute Sicht.

 

05.01.2012
Heidelberger Weihnachtszirkus (= "Circus Henry Renz"). Auch wenn dieser Zirkus etwas spartanisch daherkommt (keine Moderierung, keine Live-Musik, wenig "Zirkuswelt" in der Pause), so war die Vorstellung doch gelungen und einige tolle Akrobaten dabei.

 

03.01.2012
Le Tendre, Mallié, Loisel - "Grauwolf". Der langerwartete Comic "Grauwolf" (Band 7 aus der Reihe "Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit") ist angekommen. Natürlich gleich am Abend gelesen.

Loisel, Grauwolf

Mein Eindruck ist leider zwiespältig. Die Qualität ist immer noch überdurchschnittlich, erreicht aber bei weitem nicht mehr die frühere Klasse (vor allem nicht die Qualität der Bände 1-4). Die Zeichnungen wirken gegenüber früher einfacher, detailärmer, eine Lupe braucht man kaum noch. Die gezeigten Milieus sind zu sauber, der Dschungel wirkt wie ein Park.
Die Story ist dünn und lässt sich schnell zusammenfassen. Die Charakteristik der Figuren ist flach - vor allem von der Figur des Grauwolfs hätte ich mehr erwartet. Bragon wirkt etwas tumb und unvorsichtig, manchmal wie ein Träumer - und das im Dschungel. Sein Herzausschütten wegen seiner Mara wirkt reichlich unpassend für jemanden, der Schüler von Grauwolf und Ritter werden will. Manche Szenen erscheinen zu brutal - diese kalte Brutalität war den früheren Bänden noch fremd.
Im Unterschied zu den früheren Bänden fehlen die Szenen mit Frauen - die wenigen Seiten mit Mara erscheinen gesucht (Alibiszenen, um überhaupt eine Verbindung mit dem Zyklus herzustellen) und stehen in keinerlei Zusammenhang mit der Handlung, haben auch für sich wenig Sinn und hätten länger sein sollen.
Es wäre schade um die Serie, wenn die Qualität so offensichtlich nachlässt. Die zweite und dritte Lektüre von "Grauwolf" in den nächsten Tagen bestärkte leider meinen ersten Eindruck.

 

01.01.2012
Neujahrskonzert mit den "Pifferari di Santo Spirito" (Providenzkirche). Im Grunde ein Familienensemble (Familie Friederich), erweitert um dem ehemaligen Heiliggeist-Kantor Peter Schumann. Ein Thema hatte die Veranstaltung nicht, deswegen lief sie auch unter dem (für Kurpfälzer verständlichen) Titel "Kä Thäma". Tolle Interpretationen bekannter Werke, bevorzugt wurde mit Blasinstrumenten gearbeitet, aber eben auch mit Schlagzeug oder Marimbaphon, und einmal wurde auch ein gelungener Steptanz aufgeführt.

 

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