Olafur Eliasson, "The Weather Project" (London, Tate Modern, 2003/2004)
Links nochmal das Weather Project, Blick empor zur Spiegeldecke (eingekringelt: ich). Rechts die Tänzerin von Degas.
Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel, bearbeitet von Stefanie Heraeus. Der fest gebundene Band ist ein vollkommenes Gegenstück zum Taschen-Band "Malerei der Welt" (siehe unter dem 07.11.2003): Ein ausgezeichneter Text, gründliche Recherchen zu jedem Bild mit ausführlichen Literaturangaben, exzellent fotografierte Gemälde, bei denen keinerlei Reflexe zu sehen sind, wunderbare Reproduktionen in einer Top-Qualität. Obwohl Spätbarock und Klassizismus nicht "meine" Zeiten sind und ich nur einigen privaten Forschungen zur Tischbein-Familie u.a. nachgehe, habe ich mich doch oft ertappt, den Band langsam und genüßlich durchzuschauen. Sogar manche eher langweilige Gemälde sind derart gut präsentiert, dass es reizt, auch sie genauer anzuschauen und den Katalogtext zu lesen. Fazit: Einer der bestgemachten Kunstbände, die mir je untergekommen sind - und das waren viele. Es ist mir selten passiert, dass ich ein ausgeliehenes Buch so ungern wieder abgegeben habe. Der Schwerpunkt des Bandes liegt auf den ausser Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (dem "Goethe-Tischbein") wichtigsten Vertretern der Malerfamilie Tischbein: auf Johann Heinrich Tischbein d.Ä. und auf Johann Friedrich August Tischbein ("Leipziger Tischbein"). Als Appetizer ein Ausschnitt aus dem Gemälde "Herkules und Omphale" (1754) von Johann Heinrich Tischbein d.Ä.
23.11.2003![]() |
| Große Bilder, leider ganz klein |
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| Jakob Christoph Bischoff "Castel dell'Ovo in Neapel" (1817) Bleistift, wenig Feder, Aquarell; 12,2x19cm |
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| Zwei Porträts von Christoph Heinrich Kniep: links ein Selbstporträt, rechts ein Porträt von J.H.W.Tischbein |


26.09.2003
25.09.2003
Sprengel-Museum Hannover, Ausstellung: Stephan Balkenhol "Skulpturen, Fotografien, Zeichnungen und Material". Sehenswert im Sprengel-Museum fand ich nur diese Ausstellung des 1957 geborenen Stephan Balkenhol (Ausstellungsdauer 10.09.-23.11.2003). Genauer gesagt: nur die Holzskulpturen waren interessant. Die Zeichnungen waren dilettantisch und die Fotos nur guter Durchschnitt. Die Holzskulpturen allerdings waren klasse. Die meisten Figürchen sind höchstens 40 cm hoch (wobei aber der zugehörige Sockel nicht mitgerechnet ist). Abweichungen nach oben hin können beträchtlich sein. Der hier gezeigte "Elefantenmensch" ist von 2003.
Die Schwitters-Ausstellung im Sprengel-Museum hat mich zwar überhaupt nicht angesprochen, aber im Zusammenhang mit dieser Ausstellung wurde auch der berüchtigte Merzbau rekonstruiert, in dem man nicht fotografieren durfte, der aber einen schönen Hintergrund für Personen-Fotos abgibt, wie man rechts außen sieht.
06.09.2003Der Alte hatte seine Brille aufgesetzt; er nahm mit der Messerspitze ein kleines Nachtgeziefer aus seiner Milch und legte es sorgfältig auf den Tisch. "Es wird noch wieder fliegen", sagte er, "man muß der Kreatur in ihren Nöten beistehen."Am Ende, vor der Trennung, soll er ihr sagen, warum er in den Krieg zieht, warum überhaupt Krieg ist. Seine Antwort ist denkbar dumm: Während er gleichzeitig ein Blatt ("Ein grünes Blatt"...) von einem Baum bricht sagt er folgende denkwürdige Sätze: "Es ist für diese Erde, für dich, für diesen Wald - - - damit hier nichts Fremdes wandle, ..." usw usf.
Wir befinden uns im Jahr 1904, mitten im Russisch-Japanischen Krieg, Schauplatz ist Mukden in der Mandschurei. Jack London, von dem sich mehr als zwanzig Bücher in meinen Regalen angesammelt haben, ist inmitten einer wenig motivierten Horde von weiteren meist amerikanischen Kriegsberichterstattern anwesend, um heimischen Lesern einen wohl dosierten und damit angenehmen Kitzel beim Lesen der neuesten Frontberichte zu verschaffen. Hugo Pratt erzählt in "Corto Maltese. Abenteuer einer Jugend", wie dieser kettenrauchende Amerikaner eine denkbar schlechte Figur unter den japanischen Offizieren abgibt. In beklemmend eintönigen quadratischen Bildern (immer drei Panels in vier Reihen, bis auf den Anfang - ein Doppelpanel a là "incipit tragoedia" -, und den Ausgang - Corto und Rasputin verlassen Port Arthur) vermittelt Hugo Pratt, dieser Meister der graphischen Novelle, auch formal, in welch aberwitzigen Fesseln sich dieses politische Leben abspielt, wie der einzelne Mensch, der einzelne Soldat nur eine Schachfigur für irgendwelche Machtspiele darstellt, ein Aussteigen gleichbedeutend mit Desertion und damit der Todesstrafe ist. Und dieser lächerlich-kettenrauchende, vergeblich coolness-darstellen-wollende Jack London ist keinen Deut besser, ist Teil des Problems. Nur ein junger Mann steht über den Dingen: Corto Maltese. Corto hält sich meist bei den einheimischen Chinesen auf, die auf verschiedene Art und Weise über die Runden kommen, oder überhaupt das beste aus der Situation machen. Ihm hat es aus Zufall hierher verschlagen, und er nützt die Gelegenheit, eine Ausbildung in traditionellen chinesischen Kampfsporttechniken zu absolvieren, die ihn später im Leben so manche Situation haben überleben lassen. Daneben vernachlässigt er nicht andere wichtige Lebensbereiche: Geht zum Beispiel mit IHR, von der in Pratts "In Sibirien" als SIE gesprochen wird, also mit der Nichte von Mou Lou Sung (auch Mou Lau Sung genannt) aus, einem Sproß ebender Familie, die Corto und Rasputin die Abfahrt ermöglicht (und in "Mu" wird Corto den sterbenden Sung nochmal begegenen...).