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Adelbert von Chamisso - Reise um die Welt

Adelbert von Chamisso, Reise um die Welt, Schutzumschlag

Mit der Lektüre habe ich im Sommer 2009 begonnen, aber den Rest erst im Januar 2010 fertig gelesen und exzerpiert. Über die Reise von Chamisso, die Expedition des Rurik, gibt es im Internet genügend leicht zu findende Darstellungen. In der Wikipedia findet man unter dem Schlagwort "Rurik-Expedition" eine gelungene Zusammenfassung, auch der Volltext ist im Web zu finden sowie alle vom Expeditionsmaler und -zeichner Ludwig Choris veröffentlichten Abbildungen (siehe Links). Es ist unnötig, das alles wiederzukäuen, ich habe statt dessen Zitate zusammengestellt, die mir gut gefallen haben.

Ich habe die Ausgabe des Societäts-Verlags von 1979 gelesen, die auch 33 farbige Abbildungen enthält, ein ausführliches Nachwort von Robert Mingau und genügend Anmerkungen. Alle Seitenangaben kommen aus dieser Ausgabe.

 

Chamisso liefert eine selbstbewußte Begründung für sein Buch:

Auch dies ist ein schönes selbstbewußtes Bekenntnis:

Das Kennenlernen von manchmal auch nur kurzzeitigen Reisegenossen macht mit den großen Reiz von Reisen aus. Hier ein Schiffer-Schicksal in wenigen Sätzen:

Einer war noch nie nördlicher, der andere noch nie südlicher, jeder findet also neues:

Wann ist man in der Fremde, wenn man eine Schiffsfahrt macht? Nie?

Chamisso ist - mit 34 Jahren zu Beginn der Reise - der Älteste an Bord.[S.29]

Über den Rurik und die Räumlichkeiten.

 

Brigg Rurik  Brigg Rurik
Eine gute Abbildung des "Rurik" gibt es leider nicht. Am besten ist noch der "Rurik" vor Sankt Helena.
Die zweite Abbildung zeigt den weit entfernten Rurik vor St. Paul.

Eine Koje und drei Schubladen: Mehr Platz gibt es wirklich nicht, nirgends:

Ein Schiff ist eine kleine abgeschlossene Welt, wo man ständig anecken kann:

Klar, dass dann eine Einweisung durch den Kapitän erfolgt:

Damit bleibt die erste Aufgabe des Gelehrten und folglich auch von Chamisso folgende:

Choris, Musikinstrument Charimba
Ein Beispiel für die sorgfältigen Zeichnungen des Expeditionszeichners und -malers Choris:
Ein Musikinstrument aus Südamerika (die Charimba)

Auffallend der Napoleon-Kult sogar in England, zum Beispiel, als die "Bellerophon", die Napoleon nach St. Helena führen soll, im Sund von Plymouth vor Anker liegt:

Der Kapitän der Rurik, Otto von Kotzebue, war der Sohn des damals weltberühmten Weimarer Dramatikers und Schriftstellers August von Kotzebue. Wie weit die Berühmtheit von August von Kotzebue damals reichte, erwähnt Chamisso nicht ganz ohne Neid und Häme nur einmal im Zusammenhang:

Das Leben an Bord während längerer Seestrecken ist nicht einfach:

Selten hört man von Zeitgenossen eine Klage über ihre dem Augenschein nach unpraktische und unbequeme Kleidung, hier bei Chamisso aber doch einmal:

Anläßlich des Besuchs auf Teneriffa erfährt man etwas über Ortsnamen:

Außer dem Kapitän hat noch kein Besatzungsmitglied längere Schiffsreisen hinter sich oder gar den Äquator überschritten. Kein Wunder, dass bei manchen Erscheinungen eine abergläubische Furcht auftritt, zum Beispiel bei Fliegenden Fischen:

Choris, Osterinsel
Ein vergeblicher Landeversuch auf der Osterinsel, von Einheimischen vereitelt.

 

Osterinsel, Bewohner
Ein Paar von der Osterinsel

Natürlich gab es auch zu Beginn des 19.Jahrhunderts noch offenen Sklavenhandel, hier am Beispiel von Brasilien:

Folkloristisch klingt dagegen dies:

Erst spät teilt Chamisso etwas über die Absicht und den Plan der Reise mit - denn auch er ist nur nach und nach darüber aufgeklärt worden:

Die Klärung der Geographie war die Hauptsache:

Choris, Hafen von Unalaska
Ansicht des Hafens von Unalaska (eine Insel der Aleuten)

Etwas über das Tabakrauchen:

Bei allem guten Willen ist das Zusammentreffen von Kulturen doch oft von Mißtönen geprägt. In der Beringstraße wird ein Lager am Rand eines Eingeborenen-Friedhofs aufgeschlagen; was passiert?

St. Paul mit Seelöwen
Die Insel St. Paul mit Seelöwen, im Hintergrund der "Rurik"

Fremde Völker, fremde Sitten, hier bei den Tschuktschen:

An seltsamen Projekten und Ideen war das neunzehnte Jahrhundert nicht arm, zum Beispiel die folgende Idee, Walfische zu zähmen und als Nutztiere zu verwenden:

Die starre Schiffsordnung beförderte Träumereien:

Auch Russland betrieb Sklavenhandel, und zwar mit den Völkern des Nordostens:

Choris, Empfang
Empfang beim König Tameiameia; rechts im Hintergrund sieht man den Tempel des Königs.
In der Entfernung ankert der Rurik.

Choris, Empfang
Empfang beim König Tameiameia, von links Eschscholtz, Kotzebue, Schischmareff, Chamisso und Choris selber.

Choris, Häuptlingshütte
Hütte des Häuptlings

Choris, Tempel
Tempel des Häuptlings Tameiameia auf Hawaii

Auf Hawaii musste Chamisso einmal die Flucht ergreifen, und zwar bei einer Audienz beim König Tameiameia von Hawaii:

Natürlich spricht sich ein Mitteleuropäer Anfang des neunzehnten Jahrhunderts auf diesem Gebiet nicht allzudeutlich aus, aber Chamisso kommt noch einmal auf die sexuelle Aufdringlichkeit darauf zurück:

Wie sich das Empfinden von "Zeit" gewandelt hat! Chamissos langdauernde Reise um die Welt - immerhin drei Jahre - kommt uns lang vor, er selber sieht es ganz anders:

Radak, Einwohner
Einwohner von Radack

Radak
Südseestimmung auf Radack

Ein Bewohner von Radack (Kadu) begleitet die Reisenden nach Norden, Gelegenheit, über die Macht des Wissens zu reden:

Spannend, wie sich der Essensgeschmack wandelt, z.B. die Einschätzung von Lachs, hier beim Aufenthalt in Unalschka (Aleuten):

Fürsten beuten immer aus, heute und damals, da und dort, hier das Beispiel Hawaii:

Rassismus bei Chamisso, der erstmals einen Chinesen sieht:

Die Leute auf Hawaii hatten früher einen guten Magen:

Chamisso hat als Adliger eine dezidierte Meinung, was Adel ist:

Und letztlich ist für ihn der alte Adel abgetan:

Viel zu selten liest man interessante Beobachtungen wie die folgenden:

Oder diese Betrachtung über "Fußfertigkeit":

Wer hat die besten Aussichten, auf solchen Reisen gebraucht zu werden: Ein Arzt:

Ganz überraschend(?) kann sich auch ein Porträtmaler gut durchschlagen:

Tabak und Tabaksteuer spielen schon damals eine große Rolle:

Choris, Kapstadt
Kapstadt mir dem Tafelberg

Auf See lebt man notgedrungen auf Sparflamme (so wie man andernorts vielleicht im Winter lebt:

Am 24.4.1818 ist die Expedition in Sichtweite von Sankt Helena und der Kapitän möchte gerne anlanden (schließlich ist Napoleon inzwischen auf dieser Insel). Doch eine übereifrige Batterie gibt immer wieder Warnschüsse ab - zum Glück für die Expedition aber nicht auf die hergebrachte Weise:

Der Rurik vor Sankt Helena
Der Rurik vor Sankt Helena

Am Ende einer Reise ist man meist schlauer und weiß, wie man sich besser hätte vorbereiten können. Ein schlechtes Gewissen soll man sich deswegen aber nicht machen:

Am 3.August 1818 ist der Rurik wieder zu Sankt Petersburg, die Reise ist beendet. Allerdings muss der gerade abwesende Graf Romanzow, der Geldgeber der Reise, erst erwartet werden, um die Expedition formell aufzulösen. Das dauert noch einmal einen Monat.[S428ff]

Da Chamisso London gesehen hat und nun einen Zwangsaufenthalt in Sankt Petersburg hat, hat er genügend Zeit, die beiden Städte miteinander zu vergleichen:

Bei der Ankunft in Sankt Petersburg hatte Chamisso Schwierigkeiten mit der Polizei, die ihn nicht zunächst keine Anwesenheitserlaubnis geben wollte, bei der Abreise hat er wiederum Probleme:

Im Nachwort zitiert Rudolf Mingau ein beeindruckendes Zitat des 24-jährigen Chamisso, der seine Probleme, in der unruhigen Zeit Fuß zu fassen, so beschreibt:

Die Reisebeschreibung hat Chamisso erst spät, erst 1834/35, also 16 Jahre nach Ende der Reise geschrieben und 1836 veröffentlicht. Chamisso griff dabei auf sein Bordtagebuch sowie auf die zahlreichen Briefe zurück, die er Eduard Hitzig von vielen Stationen der Reise nach Berlin gesandt hatte; darüber hinaus wurden seine "Bemerkungen und Ansichten" aus dem offiziellen Expeditionsbericht herangezogen.[S.465]

 

Links:

Werke von Louis Choris (wichtig wegen der Abbildungen): Anderes Material:

 

Brigg:

Die Brigg ist ein 2-Mastschiff mit gleich hohen Masten. Fockmast und Großmast sind voll rahgetakelt. Der Großmast führt zusätzlich ein Gaffelsegel, das Briggsegel, ein längsstehendes trapezförmiges Segel mit Gaffel- und Großbaum.

Die Brigg war im 19. Jahrhundert der auf deutschen Werften am häufigsten gebaute Schiffstyp mit ca. 25 - 35 m Rumpflänge und 100 - 200 t Ladefähigkeit.

Rurik   
Zwei Detailansichten des Rurik. Auf der rechten Abbildung sieht man Chamisso links neben dem Steuermann.


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Gestaltet von Béla Hassforther. Letzte Änderung: 04.02.2010
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