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Die Supernova SN2005cs in M51

Entdeckungsgeschichte

Ende Juni 2005 ging für den Schweinfurter Amateurastronomen Wolfgang Kloehr nach tagelangem Zittern der Traum eines jeden Amateurastronomen in Erfüllung: einmal etwas neues entdecken, schneller sein als die anderen. Voran gingen drei Tage der Hoffnung und hektischer mails mit Dan Green vom "Central Bureau for Astronomical Telegrams".

Am 27.06.2005 nahm Wolfgang Kloehr - kurz bevor in der Beobachtungsnacht Wolken aufkamen - routinemäßig noch schnell einige hellere Galaxien in Ursa Major und Canes Venatici auf. Gewohnt, die Aufnahmen noch am selben Abend mit älteren Referenzaufnahmen zu vergleichen, fiel ihm auf der M51-Aufnahme ein kleiner heller Punkt in einer lokalen Aufhellung auf, der auf Aufnahmen vom Mai noch nicht zu sehen war, und so entschloß er sich, am nächsten Tag nochmal nachzuschauen.

Entdeckungsaufnahmen von SN2005cs
Abb. 1) Links Kloehrs Entdeckungsaufnahme vom 27.06.2005, 22h24 UT, mit einem 20cm-Newton und einem Meade Deep Sky Imager. Die Supernova ist zu ahnen. Rechts die Aufnahme vom 28.06.2005, 22h17 UT, mit der Kloehr sich Gewißheit verschaffte.

Am 28.06. konnte er nur zwischen durchziehenden Wolken - also in äußerst suboptimalen Bedingungen - einige Aufnahmen gewinnen, aber nun war aus dem kleinen hellen Punkt ein heller und deulicher Stern geworden. Üblicherweise müssen vor einer Entdeckungsmeldung auch von Amateuren jede Menge von Checks gemacht werden: Ist das Objekt etwa schon bekannt? Könnte es sich um einen Asteroiden handeln, der zufällig in der Richtung von M51 steht? Ist es ein sonstwie bekannter Veränderlicher? Und so weiter. Nachdem Kloehr aber zur Überzeugung gekommen war, tatsächlich etwas neues entdeckt zu haben, mußte die nächste Hürde genommen werden: Die Entdeckungsmeldung mußte so aufbereitet werden, dass ein kritischer Profi überzeugt werden konnte, der ständig mit Fehlalarmen und Fehlidentifikationen zu tun hat - der Vorgänger von Dan Green, Brian Marsden, hat dies in einigen teils erheiternden Interviews mit Sky and Telescope anschaulich geschildert. Wie zu erwarten mußte auch Wolfgang Kloehr noch mehrfach Informationen ergänzen, auch ein Link auf seine Webseite mit der Entdeckungsaufnahme erwies sich als hilfreich, und so kontaktierte Green immerhin von sich aus schon weitere Kollegen zur Bestätigung der Entdeckung. Einer dieser Kollegen war Weidong Li, der auf einer Aufnahme des Katzman Automatic Imaging Telescope (KAIT) die Existenz der Supernova bestätigten konnte.

Und am 30.06.2005 war es dann so weit: Im IAUC 8553 wurde unter der Überschrift "SUPERNOVA 2005cs IN M51" Wolfgang Kloehr als einziger Entdecker genannt. Der wohlverdiente Lohn nach Tagen beharrlichen Mühens um die Anerkennung seiner Entdeckung.

Was weiß man von der Supernovae?

Erste Positionsbestimmungen lagen schon am 30.06. vor, auch ein erster Versuch wurde gemacht, einen möglichen Vorläuferstern zu bestimmen, wobei zunächst ein vergleichsweise heller blauer Stern vorgeschlagen wurde. Aber erst ein Team unter W. Li konnte anhand älterer und neuerer HST-Aufnahmen eindeutig einen sehr schwachen Progenitor ermitteln, und zwar einen Roten Überriesen mit einer Helligkeit von 24,0 mag im Infraroten und einer visuellen Helligkeit von schwächer als 25,5 mag (zur Suche nach dem Progenitor vgl. die IAU-Circulare 8555, 8556 und 8565; die Identifikationsaufnahmen hat mir W. Li privat zugemailt).

Progenitor von SN2005cs
Abb. 2) Der Progenitor von SN2005cs: Links eine kurzbelichtete HST-Aufnahme (A. V. Filippenko und W. Li) vom 11. Juli 2005, die die Supernova nordöstlich eines kompakten kleinen Sternhaufens (CSC) zeigt. Rechts eine ältere HST-Aufnahme des gleichen Feldes im Infraroten, die im Zentrum des Kreises den Progenitor zeigt. Auf beiden Aufnahmen ist Norden oben, die Orientierung ist also anders als bei der Abbildung 1. Auf der vor einigen Monaten veröffentlichten großen M51-Farbaufnahme (siehe Abbildung 3) ist der Progenitor aufgrund seiner Schwäche nicht eindeutig zu sehen.


Abb. 3) Der Progenitor von SN2005cs auf einer hochauflösenden Farbaufnahme (komplette Aufnahme (Achtung: Dateigröße über 110 Megabyte!)). Hier ist der praktisch nur im Infraroten nachweisbare Progenitor nicht zu sehen.

Eine erste Spektraluntersuchung lag auch schon am 30. Juni vor: Demnach handelte es sich eindeutig um eine SN II im frühen Stadium mit einer Expansionsgeschwindigkeit der H-Beta-Linie von etwa 7500 km/s.

Auch wenn es sich um eine nahe Supernova handelt: Die Helligkeit im Maximum war mit 14,0 im Visuellen eher enttäuschend, für visuelle Beobachter handelt es sich um kein leichtes Objekt. Seit dem Maximum hat die Helligkeit kaum abgenommen und beträgt nach zwei Wochen immer noch ca 14,2. Dank der langen Dauer einer Supernova-Erscheinung wird SN2005cs aber für viele Monate ein leichtes Objekt für die Astrofotografen sein.

Lessons learned

Zwei Dinge sollten engagierte Amateurastronomen aus der Entdeckungsgeschichte lernen:

Literatur

AAVSO, Special-Newsflash 23: http://www.aavso.org/publications/newsflash/sp23.shtml
AAVSO, Karte und Sequenz: http://www.aavso.org/tmp/ngc5194-tb.png
Bishop, Davis: http://www.rochesterastronomy.org/sn2005/sn2005cs.html
IAU-Circulare 8553, 8555, 8556, 8564, 8565
Kloehr, Wolfgang: http://www.dsi-astronomie.de/Bericht.htm (Entdeckungsbericht)
Kloehr, Wolfgang: http://www.dsi-astronomie.de/ (Homepage)
Li, W.: Identifikation des Progenitors (private mail)
Li, W. et al: Identification of the Red Supergiant Progenitor of Supernova 2005cs: Do the Progenitors of Type II-P Supernovae Have Low Mass? http://de.arxiv.org/abs/astro-ph/0507394

Daten

Name: SN2005cs
Typ: SN II
Sternbild: CVn
R.A. 13h29m52s.760
Dekl. +47 10'36".11 (J2000.0)
Helligkeit: 14,0 (max.)


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Autor: Béla Hassforther. Letzte Änderung: 20.07.2005
Adresse dieser Seite: http://www.bela1996.de/astronomy/sn2005cs.html