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Der Helligkeitsausbruch von Delta Scorpii

Ende Juni 2000 bemerkte der schon zu dieser Zeit fast berühmte Veränderlichenbeobachter Sebastián Otero aus Buenos Aires, Argentinien, dass der Stern Delta Scorpii eine Winzigkeit heller als im Jahr zuvor war. Ein Helligkeitsunterschied von einer Zehntel Größenklasse ist weniger, als ein durchschnittlicher Veränderlichenbeobachter schätzen kann, aber Otero war sich aufgrund seiner früheren Erfolge sicher, dass dieser Helligkeitsunterschied real ist. Nicht wenige der Leser seiner ersten mail dürften dennoch ungläubig den Kopf geschüttelt haben. Nun: das Selbstvertrauen Oteros war berechtigt, spektroskopische Folgebeobachtungen und eine Vielzahl von weiteren Beobachtern bestätigten seinen Fund.

Delta Scorpii führte zu einem erheblichen traffic in mehreren der damaligen mailing-Listen, und zwei Listen (vsnet-be und vsnet-campaign-be) befassten sich eine Zeitlang fast ausschließlich mit Beobachtungen an diesen Stern. An deutschen Beobachtern ging dieses Ereignis leider etwas vorbei, da der Skorpion in "normal lichtverschmutzten" Gebieten kein sonderlich vorzeigbares Sternbild mehr ist. Allerdings ist das Besondere dieses Falles, dass es sich um einen sehr hellen Stern handelt: Delta Scorpii nahm von einer Normalhelligkeit von ca 2,3 mag auf ca. 1,6 mag zu, und gehörte damit zu den dreissig scheinbar hellsten Sternen überhaupt. In einem von Mitteleuropa aus leichter zu sehenden Sternbild (Cygnus, Orion) wäre das eine spektakuläre Erscheinung.

Seit diesem Ausbruch ist der Stern nicht wieder zur Ruhe gekommen und nach einem Helligkeitsabfall auf 2,25 mag (fast der Normalwert) im Jahr 2011 wieder auf 1,65 mag gestiegen. Die Beobachtung des Sterns bleibt spannend.

Oben eine Abbildung des Sternbilds auf einer eigenen Uralt-Aufnahme von Anfang der Achtziger Jahre in Griechenland, 5 Sekunden belichtet auf Ilford-HP5 mit 1,4/50-Objektiv. Delta Sco ist markiert.

Und was ist die Ursache des Helligkeitsanstieges? Kurz gesagt: man weiß es noch nicht. Delta Sco ist ein Be-Stern (Hauptreihen- oder Riesensterne des Spektraltyps B mit Emissionslinien im Spektrum) mit einiger Verwandschaft zu Gamma Cas, dem berühmten Namensgeber einer Unterart Veränderlicher B-Sterne. Delta Sco ist gleichzeitig ein interferometrisch auflösbarer Doppelstern mit einer Periode von 10,6 Jahren und einer großen Elliptizität, und einige Bearbeiter haben darauf hingewiesen, dass diese Periode auch im Lichtwechsel angedeutet ist. Das würde darauf hindeuten, dass die Periastron-Passagen (also die Zeiten, in denen sich die beiden Sterne nahe stehen), einen Helligkeitsausbruch auslösen können. Genaueres wird man wohl erst wissen, wenn der Ausbruch beendet ist und das viele Material kritisch gesichtet worden ist. Einen brauchbaren Überblick zum Stern gibt das IBVS 5026 von den Autoren Sebastián Otero, Brian Fraser und Christopher Lloyd, dort findet sich auch eine umfangreiche Literaturliste, im elektronischen IBVS selbstverständlich weitgehend verlinkt. Empfehlenswert ist auch der AAVSO-Artikel zum Stern.

Otero stellt auf seiner Homepage regelmäßig aktualisierte Lichtkurven von Delta Scorpii zur Verfügung. Auch für andere Sterne sind seine Lichtkurven absolut sehenswert.


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Autor: Béla Hassforther. Letzte Änderung: 17.05.2002
Adresse dieser Seite: http://www.bela1996.de/astronomy/sco-delta.html