Der langperiodische Bedeckungsveränderliche V643 Ori
Jan Gensler hat im BAV Rundbrief 1(2001) eine "Aktion Langperiodische Bedeckungsveränderliche" initiiert. Einer der "drei Auserwählten", nämlich V643 Ori, liegt sehr günstig im
Stardial-Feld 0600, eine gute Gelegenheit also, wieder einmal das
Potenzial von "Stardial" (BAV Rundbrief 3(1999), 139-144) zu demonstrieren.
Zunächst aber eine Farbaufnahme des Sterns, von mir aus Schmidtplatten-Scans erstellt. Die Feldgröße ist 12'x12'.
Farbaufnahme von V643 Ori
V643 Ori wurde von
Cuno Hoffmeister entdeckt und in den AN 6058(1934), 195ff mit folgenden Angaben angezeigt: Helligkeit 10,0 - 11,5 pg, langperiodisch. Zitat: "Die geringste Helligkeit zeigt der Stern auf wenigen, vereinzelt stehenden Platten. Die Art des Lichtwechsels ist nicht ganz einwandfrei zu erkennen, dürfte aber richtig erkannt sein." Nun, das war etwas voreilig.
Eine
SIMBAD-Recherche erbringt keine große Ausbeute:
M. Imbert (Astron. Astrophys. Suppl. Ser. 71, 69-73 (1987)) kommt nach einer Untersuchung der Radialgeschwindigkeiten zum Schluss, dass es sich um den seltenen Fall von zwei K-Riesen handelt, die sich in 52,422 Tagen umkreisen. Er bedauert, dass das Nebenminimum noch nicht beobachtet worden ist.
R.F. Griffin (The Observatory 1993(113)) beklagt auch nur, dass ausser der Bahn wenig von V643 Ori bekannt ist.
Dieser doch recht knappe Kenntnisstand läßt eine Untersuchung von V643 Ori besonders lohnend erscheinen. Rund 300 Stardial-Aufnahmen des Feldes sind vorhanden, 234 Aufnahmen bis zum Stichtag 16.02.2001 waren von brauchbarer Qualität. Hier also die Lichtkurve, reduziert auf einen etwas beliebigen Zeitraum:
Lichtkurve von V643 Ori, bestimmt aus 234 Stardial-Aufnahmen
Aus der Lichtkurve kann man ein Hauptminimum bei JD 2451072,7 ablesen. Das Nebenminimum erreicht annähernd eine Tiefe von 0,5 mag, sollte also visuell ebenfalls kein Problem sein. Die Lichtkurve zeigt insgesamt eine erhebliche Streuung, dennoch scheint die Aussage sicher, dass es weder im Haupt- noch im Nebenminimum eine konstante Phase gibt.
Die lange Periode wird visuellen Beobachtern eine ordentliche Portion Ausdauer abverlangen. Zum Anregen noch eine kleine Animation aus zwei Stardial-Aufnahmen im Originalmaßstab: V643 Ori im Normallicht und im Minimum:
Animation von V643 Ori
Anmerkung:
Dieser Aufsatz erscheint im BAV Rundbrief 2(2001)
