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BD+32°599 - ein neuer Halbregelmäßiger Veränderlicher

In SuW 38,882 (10/1999) hat Ulrich Bastian auf den neuen Veränderlichen BD+32°599 (GSC 2345-1366) hingewiesen. Die Entdeckung dieses Sterns wurde Anfang 1997 von drei spanischen Amateuren publiziert, die eigentlich nur einen etwas unklaren Fund des TYCHO-Experiments des Satelliten HIPPARCOS aufklären wollten (nämlich den von ihnen als bedeckungsveränderlich gesicherten SAO 56342), dabei aber die Veränderlichkeit von BD+32°599 erkannten.

Die spanischen Beobachter bearbeiteten zunächst nur Material aus der Beobachtungssaison Juli bis Dezember 1996: Genug, um die Veränderlichkeit zu beweisen, aber nicht genug, um den Veränderlichentyp sicher zu bestimmen - und damit auch nicht genug, um für diesen Stern eine endgültige Benennung im General Catalogue of Variable Stars zu erreichen. Die im Vergleich zu früher erheblich strengeren Kriterien der Katalog-Sachwalter setzen u.a. eine sichere Typbestimmung voraus.

Dieser Stand der Dinge war damals für Ulrich Bastian der Anlaß, eine Folgebeobachtung dieses Sterns anzuregen. Was ist nun der aktuelle Kenntnisstand?

Aufnahme von BD+32°599
Abb. 1) Umgebung von BD+32°599, Feldgröße 7' x 7'
This research has made use of the USNOFS Image and Catalogue Archive
operated by the United States Naval Observatory, Flagstaff Station
(http://www.nofs.navy.mil/data/fchpix/).

Sofort nach Erscheinen der Oktober-Nummer  1999 von SuW hat sich der BAV-Beobachter Eckhard Born der Aufgabe angenommen und seitdem bei jeder Gelegenheit mit einem kleinen Celestron C90 die Helligkeit dieses Sterns geschätzt. Warum ist es so wichtig, bei jeder guten Gelegenheit zu schätzen? Nun, BD+32°599 ist ein sehr roter Stern (vgl. Abbildung 1), und mit roten Sternen haben visuelle Beobachter Probleme: Die grundsätzliche Helligkeitsauffassung ist von Person zu Person sehr unterschiedlich. Gemeinschaftslichtkurven aus den Schätzungen mehrerer Beobachter tendieren für rote Sterne daher dazu, ein unangenehm breites Streuband zu zeigen. Deshalb ist es vorzuziehen, wenn ein einzelner Beobachter sehr oft und sehr selbstkritisch diesen Stern beobachtet: Dann ist die daraus resultierende Lichtkurve erfahrungsgemäß erheblich sauberer. Hinzu kommt, dass Eckard Born der erfahrenste und sicherste visuelle BAV-Beobachter überhaupt ist. Die Abbildung 2) zeigt das Ergebnis seiner Anstrengungen. Bei dieser Gelegenheit sei ihm wie allen anderen beteiligten BAV-Beobachtern für ihren Einsatz herzlich gedankt.

Lichtkurve von BD+32°599

Abb. 2) Lichtkurve von BD+32°599, Beobachter: Eckhard Born

Auf den ersten Blick ist eine Verwandschaft zur Lichtkurve der spanischen Beobachter aus SuW 10/1999 zu erkennen: Es scheint sich also tatsächlich um einen Halbregelmäßigen Veränderlichen zu handeln, dessen Lichtwechsel aus Schwingungen mit einer typischen Länge von etwas mehr als 110 Tagen besteht. Allerdings fällt auch auf, dass der Charakter der Lichtkurve in den drei Beobachtungssaisons nicht ganz einheitlich ist: Die Schwingungen in der Saison 2000/2001 haben eine etwas größere Amplitude als die Schwingungen der Saison 1999/2000, auch ist ihre Zyklenlänge etwas größer. Dieser Trend hat sich dann in der Beobachtungssaison 2001/2002 noch verstärkt. Diese Details sind normal für Halbregelmäßige Sterne. Langzeituntersuchungen haben gezeigt, dass mehr als zwei Drittel aller Objekte dieser Veränderlichenart einen Lichtwechsel haben, der sich aus mehrern Schwingungen zusammensetzt. Die resultierenden Lichtkurven zeigen daher sehr komplexe Erscheinungen und sind von Jahr zu Jahr veränderlich. Das macht so nebenbei auch den Reiz für die Amateure bei der Beobachtung aus.

Damit ist aber auch klar, dass die Anregung von Ulrich Bastian eine Aufgabe mit Fortsetzung ist: Um die unterschiedlichen Komponenten eines Lichtwechsels zu studieren, ist es notwendig, auf Zeitreihen von mindestens zehn Jahren Dauer zurückblicken zu können. BD+32°599 wird also weiter fleissig zu beobachten sein. Wer dabei mitmachen möchte oder andere interessante veränderliche Sterne kennenlernen möchte, sollte sich bitte mit der BAV, Munsterdamm 90, 12169 Berlin, Mail: braune.bav@t-online.de in Verbindung setzen.

Es sei noch angemerkt, dass auch die spanischen Beobachter zu dem Schluss gekommen sind, noch nicht genug zu BD+32°599 getan zu haben. Auf einer diesem Stern gewidmeten Homepage stellen sie ihre neuen Beobachtungen von 2001 vor und rufen ebenfalls zur Mitarbeit auf. Ein Vergleich ihrer CCD-Beobachtungen mit den visuellen Beobachtungen von Eckhard Born zeigt eine glänzende Übereinstimmung.


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Autor: Béla Hassforther. Letzte Änderung: 10.05.2002
Adresse dieser Seite: http://www.bela1996.de/astronomy/bd32_599.html