Regionaltagung Hartha 1999

Mit über 30 Teilnehmern war das Treffen am 29.05.1999 sehr gut besucht und demonstrierte den Wunsch der Mitglieder nach häufigerem Gedankenaustausch. Mit Teilnehmern auch aus dem süd- und westdeutschem Raum nimmt das Hartha-Treffen nun immer mehr den Charakter einer überregionalen Tagung an.

Nach der Begrüßung durch Helmut Busch und Werner Braune wurden folgende Vorträge gehalten und diskutiert:

Peter Kroll von der Sternwarte Sonneberg hatte mehrere Themen:
* Zunächst wurde über den aktuellen Status von ASPA (der schon bei der BAV-Tagung in Nürnberg 1996 vorgestellten automatischen CCD- Himmelsüberwachung) vorgetragen. Auf einen kurzen Nenner gebracht: gegenwärtig liegt alles auf Eis, auch die Hoffnung, über die EXPO eine Finanzierung zu finden, haben sich zerschlagen.
* Positives läßt sich über den neuen Scanner HISS der Sternwarte Sonneberg berichten: mit diesem Gerät sollte es in absehbarer Zeit möglich sein, das unschätzbare Plattenarchiv der Sternwarte zu digitalisieren. Hier hat Sonneberg im Vergleich zu anderen großen Archiven sogar einen Vorsprung. * Ebenfalls erfreulich ist die Resonanz und der Ablauf einer letztes Jahr in Sonneberg durchgeführten Tagung über die "Schatzsuche in astronomischen Plattenarchiven" (THAPA). Auch hier schneidet Sonneberg international gesehen dank des Digitalisierungsprojektes gut ab.
* Traurig wurde es wieder beim Thema Sternwarte Sonneberg: diese für die Veränderlichenforschung so zentrale Einrichtung muß immer wieder um ihren Fortbestand kämpfen, das nächste kritische Datum ist September 2000...
* Und hier schließt sich der letzte Punkt von Peter Kroll an: Sonneberg sucht Mäzene. Tips, Hilfestellungen, Namen erbeten.

Im nächsten Vortrag schloß Thomas Berthold mit seinem ersten Thema nahtlos an:
* Nach der Vorstellung der Geschichte der Sternwarte Hartha wurden die aktuellen finanziellen, personellen und beobachtungstechnischen Probleme geschildert. Auch hier wird Geld gebraucht, sind Sponsoren gefragt. Der Weiterbestand nach 1999 scheint kritisch.
* Im zweiten Teil seines Vortrages wurde über den Bedeckungsveränderlichen RX Cas berichtet. Wie bei vielen langperiodischen Bedeckungssternen fehlen aktuellere Beobachtungen, immerhin konnte ein schönes B-R-Diagramm demonstriert werden. Aktuelle Beobachtungen erwünscht.

Im dritten Vortrag stellte Andreas Viertel seine Beobachtungen an vernachlässigten langperiodischen Bedeckungssternen vor. Mit wenig aussagekräftigen Ergebnissen konnte er von diesen Sternen nur abraten, es ist aber denkbar, daß sich bei der Phasenberechnung ein Fehler eingeschlichen hat und die Lichtkurven "verrauscht" hat, vielleicht sollten auch nur andere Vergleichssterne benutzt werden. Man sollte nicht generell vor den vorgestellten Sternen (u.a. RX Cas - siehe oben) warnen.

Mit seinem Vortrag über "Beobachtenswerte EA-Sterne" blieb Helmut Busch bei dieser Veränderlichenart und konnte eine Reihe spannender Sterne vorstellen. Teils sind die Problemfälle auch mit kleinem Instrumentarium zu beobachten, jeder kann also mitmachen. Besonders interessant ist der ganz unklare Fall von VW Peg.

Im letzten Vortrag vor der Pause erzählte Hartmut Goldhahn mit vielen Folien über "Periodenänderungen bei Mira-Sternen". Leider mußte die Diskussion wegen der festgelegten Essenszeit etwas abgekürzt werden.Das Thema ist sehr interessant und Hartmut konnte beeindruckende B-R-Kurven vorführen. Dieses Thema lebt fast ausschließlich von Langzeitbeobachtungen durch Amateure, hier sind Organisationen wie die BAV unverzichtbar. Hartmut wird das Thema in einem der nächsten Rundbriefe vorstellen.

Das Mittagessen fand schon fast traditionell im Hotel Saturn statt - wie immer mit vielen Diskussionen und Fachsimpeleien. Natürlich wurde deswegen die Pause überzogen...

Einen Ausflug in die Hartha- und AKV-Vergangenheit unternahm nach der Pause Kerstin Rätz mit einer Diashow aus 25 Jahren AKV. Es kamen überraschend wenig Bilder zusammen, so daß Kerstin Rätz den Wunsch äußerte, die Teilnehmer oder Ex-AKVler mögen ihr aus den privaten Bildersammlungen interessante Fotos zur Dokumentation der AKV- und Harthageschichte senden. Sie würde gerne eine Art Archiv einrichten.

Joachim Hübscher verschob souverän seinen seit Jahren angekündigten Vortrag über "Die Entstehung von BAV-Mitteilungen aus den eingehenden Beobachtungen" auf das nächste Jahr und stellte statt dessen eine Statistik des Beobachtungseingangs, besonders der aktuellen Saison vor. Wie nicht anders zu erwarten steigt die Zahl der Ergebnisse weiter an, eine Verlagerung der Interessen hin zu Mira- und SR-Sternen ist allerdings auch erkennbar.

Die Familie Rätz ist nun auch stolze Besitzerin einer CCD-Kamera und eines adäquaten Teleskops, und so konnte Manfred Rätz mit sichtlicher Begeisterung Bilder der Kamera, des Teleskops und des "Kontrollraums", aber natürlich auch die ersten Ergebnisse demonstrieren. Beobachtungsminima mit Lichtkurven wie Perlenketten können natürlich schon befriedigend sein. Allerdings hat die CCD-Beobachtung auch ihren Preis: gegenwärtig lassen sich praktisch nur Beobachtungen an kurzperiodischen Sternen durchführen - die Langperiodischen stellen bei der Beobachtungsdurchführung noch massive Probleme dar.

Mein (ähemm...) Vortrag über "Veränderlichenbeobachtung mit Stardial, der automatischen CCD-Kamera im Internet" folgte. Mit diesem Internetangebot hat jeder die Chance, CCD-Aufnahmen zu bearbeiten, nicht jeder muß sich dieses teure Teil kaufen. Absicht des Vortrags war zu zeigen, daß hier mit einfachster Hardwareausrüstung und kostenloser Software schon sehr effektiv ausgewertet werden kann: ich will dem Eindruck entgegenwirken, daß man nur noch mit hohen Kosten sinnvoll Veränderliche beobachten kann: genau wie ein einfacher Feldstecher für anspruchsvolle Beobachtungsprogramm ausreicht, langt ein second-hand PC für 100 DM für die Auswertung freier CCD-Aufnahmen. Anhand einiger Beispiele konnte das deutlich gezeigt werden.

Ein "ungeplanter" Kurzvortrag von Wolfgang Quester hatte die vor längerer Zeit über die BAV angeschafften UBV-Filter zum Inhalt. Es ist nicht klar, ob überhaupt jemand damit beobachtet, wenn nein, worin denn die Probleme liegen. Die BAV-Blätter Nr. 15 von Wolfgang Quester sollen hier Informationen liefern. Um die Einsatzmöglichkeiten zu demonstrieren führte er seine eigene Beobachtungseinrichtung und eigene Projekte vor.

Pünktlich wurde dann mit Schlußworten von Helmut Busch und Werner Braune die Tagung beendet.

Beim Mittagessen und in Pausenrunden wurde immer mal wieder der Wunsch nach häufigeren Treffen zum Ausdruck gebracht.
Gruppenbild Hartha 1999
Gruppenbild Hartha 1999, Aufnahme: Kerstin Rätz

Gruppenbild Hartha 1999
Gruppenbild Hartha 1999, Aufnahme: Stefanie Rätz

Vortragspause
Vortragspause

Vortragspause
Vortragspause

Kerstin Rätz bei ihrem Diavortrag
Kerstin Rätz bei ihrem Diavortrag

Werner Braune, 2.Vorsitzender der BAV
Werner Braune, 2.Vorsitzender der BAV


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