BAV, Bericht der Sektion für Halbregelmäßige Sterne 1-2002

Aus der Sektion "Halb- und Unregelmäßige", 4-2001

Neues vom Programmstern AF Cygni

Der Lichtwechsel von AF Cyg wurde ausführlich im BAV Rundbrief 1/1997 vorgestellt und im BAV Rundbrief 2/1998 dann noch eine aktuelle Lichtkurve nachgeschoben. Was hat sich seitdem getan?

Zunächst zwei Lichtkurven aus Werten der AFOEV-Datenbank, in der auch alle BAV-Beobachtungen erfasst sind. Der komprimierte Zeitmaßstab ermöglicht es, einen guten Eindruck vom wechselndem Lichtwechselverhalten des Sterns zu erhalten: wie die Mehrzahl der halbregelmäßigen Sterne hat auch er mehrere Perioden, die sich gegenseitig beeinflussen und zu einem sehr komplexen Lichtwechselverhalten führen, welches den Beobachter immer wieder überrascht. Es kommen lange Phasen mit geringer Amplitude vor (JD 2450200 bis JD 2450600), dann wieder Phasen, in denen AF Cygni mit der bekannten Periode von knapp drei Monaten pulsiert (JD 2450600 bis JD 2450750), und Phasen, deren Periode rund das Doppelte ist (JD 2451300 bis 2451800). Aktuell hat sich ein RV-Tauri-ähnlicher Lichtwechsel mit abwechselnd höheren und niedrigeren Maxima und Minima eingestellt.

Eine Gemeinschaftslichtkurve hat u.a. den Vorteil, dass die jahreszeitlichen Lücken der einzelnen Beobachter nicht so ausgeprägt sind (obwohl der Stern für beinharte Beobachter das ganze Jahr beobachtbar ist, wie man am Beispiel von Herrn Sturm sehen wird).

Abb. 1) Lichtwechsel von AF Cygni (Okt. 1995 bis Okt. 2001, AFOEV-5-Tagesmittel)

Arthur Sturm aus Saarburg ist einer von mehreren treuen AF-Cygni-Beobachtern der BAV. Die folgende Lichtkurve zeigt seine Ergebnisse für den sehr dicht beobachteten Zeitraum JD 2450600 bis JD 2451200. Einige Details der Gemeinschaftslichtkurve finden sich wieder, zum Beispiel das kurze deutliche Maximum bei JD 2450710 und der Übergang zu einem eher die längere Periode betonenden Lichtwechsel, andere Details finden sich nicht wieder (das Minimum bei JD 2451010). Dennoch ist die Lichtkurve für einen Einzelbeobachter sehr gut erfasst und ausgesprochen dicht besetzt: Herr Sturm hat also auch vor der Morgendämmerung beobachtet.

Abb. 2) Lichtwechsel von AF Cygni, Beobachter: Arthur Sturm (Saarburg)

2 Helligkeitsanstieg von RW Cygni

Der Überriese RW Cyg ist ein Vertreter der SRc-Sterne, also der veränderlicher Überriesen der Leuchtkraftklassen Ia oder Ib (zu diesen Sternen vgl. auch den Sektionsbericht aus dem letzten Rundbrief). Der Spektraltyp ist M3Ia, der Farbindex etwa +2,8. Im GCVS wird eine Periode von ca. 550 Tagen angegeben, bei einem Lichtwechsel im Visuellen von 8,05 bis 9,7. Die Messungen des Satelliten Hipparcos ergeben bei einer etwas geringeren Amplitude einen Bereich von ca 7,6 bis 8,7, allerdings ist der beobachtete Zeitraum recht kurz.

Seit Sommer 1989 beobachte ich diesen Stern, also seit nun über 12 Jahren. Die folgende Lichtkurve aus 361 Einzelbeobachtungen zeigt einige interessante Details:

Zunächst - und das ist der Anlaß dieses Hinweises - hat RW Cyg in den letzten Monaten einen rasanten Helligkeitsanstieg bis zu einem in den letzten zwölf Jahren nur einmal erreichten Niveau hinter sich. Ob sich der Anstieg noch um einige Zehntel hin zu einer Rekordhöhe fortsetzt oder ob nun ein Helligkeitsplateau erreicht ist, das werden die nächsten Wochen und Monate zeigen.
Es scheint einen überlagerter Lichtwechsel in der Form einer langen Welle zu geben, der gleichermaßen Maxima und Minima betrifft. Ein Maximum dieses überlagerten Lichtwechsels fand bei JD = 2449600 statt.
Die Form der Maxima war zunächst spitz, hat sich aber inzwischen über ein flaches Maximum bei JD = 2450100 hin zu ausgeprägten Doppelmaxima entwickelt. Die Minima waren zunächst breit, wurden dann kurz und spitz (besonders das Minimum bei JD 2449900), und dann wieder breiter bis hin zum vergangenen ausgesprochen tiefen und langen Minimum.
Es gibt - bei einem SRc-Stern auch kaum anders zu erwarten - keine feste Periode. Am Anfang des Beobachtungszeitraums konnte man durchaus von einer Bestätigung des GCVS-Wertes sprechen, die letzten Zyklen haben aber den Schnitt nach oben getrieben. Mein Periodensuchprogramm liefert einen Wert von rund 653 Tagen.
Die beobachtete Gesamtamplitude von 7,9 bis 9,4 mag erreicht im Beobachtungszeitraum nahezu die Angaben des GCVS (8,05 bis 9,7v)

RW Cyg gehört zu den schlecht beobachteten Sternen. Die Lichtkurve der AAVSO der letzten zwölf Jahre wird von meinen Werten dominiert, auch die Datenbank der AFOEV enthält zu 85 Prozent Beobachtungen von mir. Einen zweiten fleissigen Beobachter hätte dieser interessante Stern schon verdient.

Abb. 3) Lichtwechsel von RW Cygni (1989 - 2001), Beobachter: Béla Hassforther

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Gestaltet von Béla Hassforther. Letzte Änderung: 25.01.2002
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